Ich habe ein oft wiederkehrendes Traummotiv- und nein, ich rede nicht von ausfallenden Zähnen, ein Traummotiv, das viele in ihren Träumen heimsucht.
Ich träume von einer Reise, von einem kurzen Spaziergang und davon nach Hause zu wollen. Ich träume von Irrungen, Verspätungen, verpassten Zügen, spontan geänderten Routen, verpassten Haltestellen, von Flughafenhallen und davon nie anzukommen. Manchmal begleitet mich eine Person zu Beginn der Reise, am Ende bin ich jedoch immer alleine. Nur die Angst, die Verzweiflung und die Wut sind stete Begleiterinnen.
Ich habe das Gefühl, mein Leben lang unterwegs zu sein, immer auf Achse, immer auf der Flucht, immer gezerrt und fortgerissen. Und wenn ich mir die Geschichten meiner Eltern und Großeltern anhöre, die aufgrund politischer Ereignisse immer wieder aufs Neue entwurzelt wurden, frage ich mich, ob dieses stete Entwurzeltwerden mit mir aufhören wird? Kann ich überhaupt anders als immer auf Achse zu sein? Ist dieses Verhalten vielleicht zu sehr in unsere Familie eingraviert, uns zu sehr in Fleisch und Blut übergegangen, dass ich überhaupt anders handeln kann, egal wie sehr ich mir das Beständige und das Wurzelschlagen ersehne? Die letzten Umzüge waren verbunden mit Studium und Arbeit. Aber im Hintergrund schwingt auch der Gedanke mit: Was, wenn die Faschisten wieder überhandnehmen? Wohin kann ich gehen, wenn das Bleiben nicht mehr möglich ist, wenn der Kampf verloren ist?
Und wieder bin ich im Traum am Bahnhof, habe mal weniger, mal mehr Koffer mit mir und bin auf dem Weg nach Hause, ohne anzukommen. Und wieder liege ich schweißgebadet im Bett, ringe nach Luft und weiß nicht, wie lange ich in diesem Bett schlafen kann.